In dieser Nacht ist Josef Reski gestorben – mein „wiedergefundener“ Onkel, der letzte Reski meiner Familie, der noch im ehemaligen Ostpreussen lebte.
Josef Reski war der Cousin meines Vaters. Einem Leser meines Buches „Ein Land so weit“ war die Namensgleichheit aufgefallen, er hatte die Reski-Familie in den Zeiten des Kriegsrechts Anfang der Achtzigerjahre kennengelernt und schrieb mir einen Brief – und so kamen wir zusammen. Die Geschichte unseres Kennenlernens habe ich in einer Reportage festgehalten. Ich war glücklich darüber, Josef und seine Frau gefunden zu haben und mit ihnen auf einen Schlag ganz viele Verwandte dazu, all seine Kinder, fünf Söhne und eine Tochter, die bis auf einen Sohn alle in Deutschland leben. Ich habe mit ihnen Josefs und Monikas Goldhochzeit gefeiert, wir haben getanzt und gesungen und gelacht, und es war so wie in meiner Kindheit, wo alle Ostpreußisch sprachen, mich Pejitrra nannten, wo man kein Ü und kein Ö aussprechen konnte und nicht Nein sagte, sondern Neji. Dank Josef habe ich ein Stück meiner Familie wiedergefunden. Und so bin ich fast jeden Sommer wiedergekommen, ein Ritual, zu dem auch Monikas Hühnersuppe und ihre Buttercremetorte gehörte – genau wie ihr Kaffee, der so stark ist, dass man nach einer Tasse zwei Nächte lang nicht schlafen kann. Nach dem Essen haben wir immer in Josefs Garten unter den Apfelbäumen gesessen, zuletzt in diesem Sommer.
Und wenn ich am Telefon mit ihm sprach, dann fragte Josef mich immer: Nu, wann kommst wieder, Pejitrra?
Das wird mir fehlen.