Journalisten lieben es, ihren Lesern auch mal DAS POSITIVE zu erzählen. Märchen. Rotkäppchen und der böse Wolf. David gegen Goliath. Und am liebsten erzählen sie die Märchen, die – wir sind hier in Italien, wo 99,9 Prozent aller Zeitungen, Verlage, Fernsehsender in der Hand von Parteien oder ihnen verbundenen Industriellen sind – den Interessen der Partei nützen, in dessen Sold sie stehen. Also war in nahezu allen italienischen Tageszeitungen etwa hier und hier und hier (lobenswerte Ausnahme: Il Fatto Quotidiano, leider noch nicht online) zu lesen, dass die Minister sich nun endlich die Sorgen der Venezianer und die Proteste der Welt zu Herzen genommen hätten und die Kreuzfahrtschiffe aus der Lagune verbannt hätten. Und natürlich findet sich der Propaganda-Jubel, copy&paste zeitgleich auch in den deutschen Medien. Etwa hier und hier und hier (allein diese pathetischen Überschriften: „Abstand halten“ oder: „Die Giganten müssen draußen bleiben“. Wird mir schlecht. )
Nein, die Kreufahrtschiffe werden keineswegs aus der venezianischen Lagune verbannt. Auch nicht aus dem venezianischen Hafen. Wer will, kann die Erklärung der Ministerrunde hier nachlesen.
Silvio Testa, der Sprecher der Kreuzfahrtgegner „No Grandi Navi“ (zur Zeit leider nur über FB zu erreichen) hat sich die Mühe gemacht, den Inhalt der von den Medien nahezu einhellig als „Sieg“ interpretierten Ministererklärung – zu übersetzen, darin wird nämlich nichts anderes als die gnadenlose Niederlage der Kreuzfahrtgegner dokumentiert. Alles, was sie erreichen wollten, wird abgelehnt:
- Der venezianische Hafen wird nach wie vor von den Kreuzfahrtschiffen genutzt werden.
- Er soll jetzt über den noch auszubaggernden Kanal Contorta erreicht werden.
- Der Hafen von Marghera wird jetzt ebenfalls zum Kreuzfahrtterminal ausgebaut.
Die Forderung der Kreuzfahrtgegner war aber, remember, die Kreuzfahrtschiffe ganz aus der Lagune zu verbannen. Das wurde keine Sekunde lang auch nur in Betracht gezogen. Stattdessen wurden ein paar Nebelkerzen gezündet, etwa die, dass den Fähren von der Durchfahrt vor San Marco verboten werde. Das war ohnehin schon beschlossen. Dann, niedlich, wurde die Durchfahrt des Giudecca-Kanals Schiffen über 96 000 Bruttoregistertonnen verboten (die Titanic war nur halb so groß: 46 000 Bruttoregistertonnen). Damit wurde die Grenze des ministeriellen Dekrets, das anlässlich der Katastrophe der Costa Concordia erlassen wurde, gleich per Federstreich um das Doppelte erhöht – und den Schiffen über 96 000 Bruttoregistertonnen gleichzeitig die Möglichkeit eingeräumt, den Hafen von Marghera über den für von den Öltankern genutzten Kanal zu erreichen.
Dies alles wurde von dem Kulturschutzbund Italia Nostra dokumentiert.
Neulich bin ich in dem Kreuzschiffterminal etwas herumspaziert. Die einzige Sorge, die man in Venedig hat, war die, diese Millionen von Touristen von den Kreuzschiffen möglichst barrierefrei nach Venedig zu verschiffen.
Deshalb wurde (mit den Geldern der Italiener) der People-Mover gebaut, wobei die Kosten schnell von ursprünglich 90 Millionen auf 110 Millionen Euro stiegen.
Nachdem die Touristen dank des People-Movers an die Piazzale Roma gespült wurden, sollen sie am besten gleich in das nächste Einkaufszentrum fallen, nämlich das der Benettons, die das Bahnhofsgebäude bespielen und das daneben befindliche Gebäude der ehemaligen Eisenbahngeselllschaft. Also wurde mit öffentlichen Geldern die Calatrava-Brücke gebaut, die vom ehemaligen „Philosophenbürgermeister“ Cacciari als Schnäppchen für 3,6 Millionen Euro präsentiert wurde. Allerdings verrechnete sich der Architekt, weshalb es zu Statikproblemen kam und die preziöse Brücke am Ende 11,6 Millionen Euro kostete. Aber wen juckt’s, in Italien sagt man so schön, paga pantalone: Derjenige, der hier die Spendierhosen anhat, ist immer der italienische Bürger.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann werden sie an den Kreuzfahrten in Venedig weiter verdienen. Solange, bis auch der letzte Venezianer verschwunden ist und die Lagune endlich ihnen ganz gehört.
Cosa scriverti…oggi è passata la prima mesata senza TV e giornali vari…quel poco lo ricavo dal“Fatto“ e „la Stampa“(già oltre 30 anni addietro quest’ultimo veniva soprannominato“La Busiarda“per la sua appartenenza alla famiglia Agnelli)e è divampata questa polemica sull’ultima lettera di DiBattista…Non sò se l’hai letta ma concordo con lui fino all’ultima sillaba!Poi ieri sera tardi ho visto un pensiero di Balasso(adorabili alcuni video su Youtube!)e,dopo attenta e plurima lettura di entrambi i post sono convinto della BONTA della mia scelta(anche se le soddisfazioni degli ultimi 20 anni…LATITANO!!Spero di non dover aspettare la mia prossima vita per vedere un mondo almeno avviato verso un reale miglioramento.Ti auguro una serena settimana non troppo lavorativa(in italia si adora fare poco…se poi quel poco riesci a farlo fare agli altri prendendone i meriti,beh…sei considerato un“genio“oppure uno“mica fesso“)e ricca di soddisfazione.Ah,se ne accenni di questa cosa(non stare a rispondere a me direttamente,sò che fai il tifo per noi.)anche solo su FB così…tanto per „farmi bello“…un pizzico di civetteria al maschile…Grazie!soprattutto per l’amicizia.Un abbraccio forte(ma non sono un forzuto…nemmeno una mezza calzetta però!)ciao
Martino Cau