Er hat ein Denkmal verdient. Adriano Celentano ist der einzige italienische Prominente, der sich öffentlich über die Zerstörung Venedigs empört – und zum Kampf gegen die Kreuzfahrtschiffe aufgerufen hat. In seinem Blog schreibt Celentano darüber, dass sich die italienischen Tageszeitungen ausführlich seinem gebrochenen Zeh widmen, aber mit keiner Silbe erwähnen, dass er seit zehn Tagen mit der Tageszeitung „Il Fatto Quotidiano“ eine Kampagne gegen die Kreuzfahrtschiffe in Venedig führt: „Welchen Schluss soll ich daraus ziehen? Dass mein kleiner Zeh wichtiger ist als die Katastrophe, der sich die schönste Stadt der Welt nähert?“
„Die venezianischen Bürgermeister folgten aufeinander – nicht um Venedig zu regieren, sondern um die Stadt untergehen zu lassen“, schrieb Celentano im Fatto quotidiano (hier sein Aufruf als pdf).
Die Kreuzfahrtschiffe sind der augenscheinlichste Beweis für die Plünderung Venedigs: Wenn darauf verzichtet worden wäre, die Kanäle tiefer zu graben, um sie für Kreuzfahrtschiffe und Tanker schiffbar zu machen, hätte man auch keine Hochwasserschleuse gebraucht – was natürlich vor allem ein Problem für den Verdienst des „Consorzio Venezia Nuova“ gewesen wäre, einem Zusammenschluss privater Bauunternehmer (!), die mit dem Bau der Hochwasserschleuse beauftragt wurden: Dann hätte es keine Milliarden gegeben, keine Schmiergelder (Gegen führende Köpfe des Consorzio Venezia Nuova wird zur Zeit ermittelt, insofern sie nicht bereits in Untersuchungshaft sitzen. Der jetzige Bürgermeister von Venedig verdankt dem Consorzio umfangreiche Wahlkampfspenden), keinen Zement in der Lagune (im Juli wurden in Venedig fünf Tonnen tote Fische aus den Kanälen gefischt, ein Fischsterben mangels Sauerstoff, das, wie viele vermuten, an den veränderten Strömungsverhältnisse in der Lagune liegt: Die Gegner des Schleusen-Projekts weisen seit Jahrzehnten darauf hin, dass durch die gigantischen Zementblocks der Baustelle der Wasseraustausch gefährdet ist) – keine Kreuzfahrtschiffe und schließlich auch keine 30 Millionen Touristen in Venedig (Im Jahr 1989 gab die Stadt Venedig eine Studie in Auftrag, um herauszufinden, wieviele Touristen die Stadt täglich ohne wesentliche Schäden vertragen kann. Man kam auf die Zahl von 24 200 Touristen. Heute wird Venedig täglich von durchschnittlich 83 000 Touristen besucht. Bei dieser Besuchermenge bleibt es nicht aus, dass es auf dem Canal Grande zu einem Verkehrschaos kommt – das nicht zum ersten Mal Tote forderte. Dazu auch ein kleiner Beitrag von RtL.)
„Aber ich werde nicht aufhören“, schreibt Celentano, „selbst wenn ich mir die restlichen neun Zehen breche“.
Santo subito!*
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