wäscht die Mafia jedes Jahr in Deutschland. Gut, es sind nur Schätzwerte – in Wirklichkeit könnte die Summe noch höher sein. Die italienische Antimafia-Organisation Libera hat dazu etwas veröffentlicht (leider nur auf Italienisch). Angesichts solcher Summen ist es natürlich verständlich, und ganz im Interesse sowohl der Mafia als auch der deutschen Politik, dass darüber möglichst kein Wort verloren wird. Fünfzig Milliarden Euro, nöö echt? Geldwäsche ist ja auch weniger sexy zu beschreiben als das stressige Leben eines vermeintlichen Bosses.
In Italien wird die deutsche Zurückhaltung beim Thema Mafia, um das jetzt mal höflich auszudrücken, naturgemäß etwas kritischer gesehen. Als sich die parlamentarische italienische Antimafia-Kommission vor ihrer Reise nach Deutschland informierte, betonte ein Staatsanwalt der nationalen Antimafia-Ermittlungsbehörde noch mal die Lücken der deutschen Gesetzgebung, die es für die Mafia so appetitlich machen, in Deutschland ihre Geschäfte zu betreiben: Dank der Furcht der Deutschen vor dem vermeintlichen großen Lauschangriff kann praktisch nicht abgehört werden, dank der Beweislastumkehr müssen die Mafiosi auch nicht fürchten, nachweisen zu müssen, woher ihr Geld, nämlich die besagten 50 Milliarden (mindestens) kommen, die sie in Deutschland waschen, Mafiazugehörigkeit ist kein Strafbestand wie er in Italien definiert wird (wo die alleinige Zugehörigkeit zu einem Clan strafbar ist), und weil es die Mafiazugehörigkeit praktisch nicht gibt, gibt es also naturgemäß auch keine Urteile wegen selbiger – woraus folgt, dass ein weiteres Instrument zur Bekämpfung der Mafia, nämlich die Beschlagnahmung von Mafiagütern, in Deutschland praktisch nicht existiert.
Und er erwähnte auch, dass eine deutsche Bank den Windpark des kalabrischen Clans Arena mit 200 Millionen Euro finanziert hat. Das ist inzwischen auch nach Deutschland vorgedrungen, zu lesen hier.
Die Welt ist schlecht? Selbstverständlich. Aber es gibt auch Lichtblicke, hier und hier beispielsweise. Damit die Litanei von der „Mafia? Hier? Nöö? Echt?“ in Deutschland nicht ständig wiederholt wird.