Manchen italienischen Politikern muss man selbst im Wahlkampf Authentizität, ja Ehrlichkeit bescheinigen – etwa dem Forza-Italia-Gründer Marcello Dell’Utri, Senator, Europaparlamentarier und rechte Hand Berlusconis, in erster Instanz zu neun Jahren Haft wegen Mafiabeihilfe verurteilt. Zudem wurde ihm auf Lebenszeit verboten, ein öffentliches Amt zu bekleiden.
Am Endes des acht Jahre dauernden Prozesses sahen es die Richter als bewiesen an, dass Marcello Dell’Utri seit den 70er Jahren für die sizilianische Cosa Nostra als Vermittler gearbeitet hat – in der Wirtschaft und in der Politik. Sein Ansprechpartner war Silvio Berlusconi. Die Richter sahen außerdem als erwiesen an, dass der Mafioso Vittorio Mangano Mittelsmann zwischen Berlusconi und der Mafia war: Mangano lebte in Berlusconis Villa als Stallmeister – bis eine lombardische Zeitung dies aufdeckte und Mangano Arcore verlassen musste. Später wurde Mangano in Palermo festgenommen und inhaftiert.
Im Jahr 2000 starb der Mafioso im Gefängnis an Krebs. Aufrecht, wie es sich für einen Mafioso gehört: Ohne je Aussagen über Berlusconi oder Marcello Dell’Utri gemacht zu haben. Denn wenn er das getan hätte, wäre dies das Ende von Forza Italia gewesen – und vielleicht auch der italienischen Republik. Deshalb lässt Marcello Dell’Utri keine Gelegenheit aus, den Mafioso für seine Verschwiegenheit zu preisen, so wie jetzt auch. Mangano sei ein Held gewesen: Einer, der, obwohl man ihm Straferlässe in Aussicht gestellt habe, den Staatsanwälten stets eine Aussage verweigert habe: „Er starb für mich“, sagte Dell’Utri bewegt.
Man kann also wirklich nicht sagen, dass einer wie Marcello Dell’Utri, Forza-Italia Gründer, Senator, Europaparlamentarier und rechte Hand Berlusconis, ein Geheimnis daraus gemacht hätte, auf welcher Seite er steht.
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